A Summer’s Tale

 

Wir von nautic media dachten uns, es wäre im August mal an der Zeit, eines der zahlreichen Sommerfestivals zu besuchen. Da uns das Angebot verlockend erschien, entschieden wir uns für das „A Summer’s Tale“, das dieses Jahr zum dritten Mal vom 02. bis 05. August in der Lüneburger Heide, nahe von Kuhmühlen, stattfindet. Es verspricht Auftritte bekannter Bands und Künstler, verbunden mit kulturellen Inhalten in Form von Autorenlesungen, Filmvorführungen und Kunstperformances.

Nachdem wir unseren Rolls-Royce auf der riesigen Parkplatzwiese abgestellt und den etwa einen Kilometer langen Weg zum Einlaßbereich gefunden haben, sind wir etwas überrascht über die Szenerie, die wir vorfinden.

Das Festivalgelände ist nicht wirklich gefüllt, auf dem Rasen sitzen und liegen neben ’normalen‘ Festivalbesuchern ungewöhnlich viele Kleinfamilien mit teils sehr jungen Kindern, sogar Säuglingen. Daß das Summer’s Tale kinderfreundlich sein will, hatten wir ja mitbekommen, aber das hier scheint auf den ersten Blick ein Kleinfamilienfestival zu sein. Ist jetzt nicht nur der Prenzlberg, sondern auch das Festivalwesen kleinfamilisiert ?

Das zweite, was ins Auge fällt, sind die zahlreichen Gastronomiestände. Was wir ein wenig ärgerlich finden, denn in etwa das gleiche Angebot findet man auch auf dem Eppendorfer Landstraßenfest, nur, daß man hier € 74,- Eintrittsgeld bezahlt hat. Es gibt verschiedene Zelte für Musik und Kulturangebote und eine große Hauptbühne. Im größten Zelt befindet sich die zweite Musikbühne.

Also setzen wir uns mal brav ins peacige Gras und warten den nächsten Act auf der Hauptbühne ab. Und dann kommt sie: Birdy. Das 21-jährige Mädchen aus England mit dieser immensen Stimme, die fragil und mächtig zugleich klingt. Es folgt eine lauschige, fast andächtig stimmende 45-minütige Performance der britischen Sängerin, die sehr zur noch hellen Tageszeit und dem Auf-dem-Rasen-sitzen paßt. Uns haut das nicht um, aber genau das will Ihre Musik ja auch nicht.

Chillig gestimmt marschieren wir zum großen Zelt, wo The Notwist angekündigt sind. Wir kennen die Band aus Oberbayern nicht wirklich. Was folgt, ist einer der furiosesten Gigs, den wir in den letzten Jahren gesehen haben. Es beginnt als radioheadesk verfrickelterKunststudentenpop und mutiert dann zu einem Ding, das großartig zwischen Alternativrock, Techno und elektronisch-akustischem 70-erJahre-Improvisationsjazz hin- und her mäandert. Dabei ist es tanzbar, und wird, zu Recht, frenetisch vom Publikum gefeiert. Unglaublich. Wer den Schlagzeuger beobachtet, fragt sich, wie jemand das eine Stunde lang durchhält.

Als The Notwist ihren Gig beenden, ist es mittlerweile dunkel geworden. Wir gehen zurück zur großen Bühne, wo Franz Ferdinand angekündigt sind. Als diese auf die Bühne kommen und loslegen, kommt uns nach dem Furioso von The Notwist der Alternativerock der Schotten wie gut abgehangene Chartmucke vor, solide abgeliefert, aber auch etwas seelenlos. Wir beschließen zu gehen, immer noch von The Notwist erleuchtet. Die Festivalwiese ist mittlerweile gut gefüllt und die Freßbuden hübsch illuminiert. Wir treffen ein extrem sympathisches Hippiepaar und wußten gar nicht, daß es das noch gibt. Danke, Welt.

Was etwas langweilig anfing, hat doch versöhnlich geendet. Beim nächsten Mal, liebes Summer Tale, kommen wir gerne zu etwas späterer Uhrzeit wieder. Aber wir kommen.